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Isabel Schnabel
Member of the ECB's Executive Board
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Der Stagnation entkommen: der Weg zu einem stärkeren Euroraum

Rede von Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der EZB, anlässlich der 19. Walter-Eucken-Vorlesung

Freiburg, 2. Oktober 2024

Die Wirtschaft im Euroraum stagniert. In den vergangenen zwei Jahren ist das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) durchschnittlich nur um 0,1 % pro Quartal gewachsen. Unternehmensumfragen deuten darauf hin, dass das Wachstum auch in der zweiten Jahreshälfte 2024 verhalten bleiben dürfte.

Das schwache Wachstum spiegelt in großem Maße die außergewöhnlichen Schocks wider, die die Wirtschaft im Euroraum in den vergangenen Jahren getroffen haben, insbesondere die Pandemie und die russische Invasion der Ukraine.[1]

Ein weiterer Grund ist die Straffung der Geldpolitik. Von Ende 2021 bis Ende 2023 stiegen die Bankzinsen für Wohnungsbaukredite an private Haushalte von 1,3 % auf 4 % und jene für Unternehmenskredite von 1,4 % auf 5,3 %. So hoch war das Zinsniveau zuletzt vor über zehn Jahren.

Die Dämpfung des Wachstums der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage war notwendig, um die Preisstabilität wiederherzustellen.

Im Jahr 2021, als die Wirtschaft im Euroraum während der Pandemie wieder geöffnet wurde, stiegen die realen privaten Konsumausgaben in nur zwei Quartalen um mehr als 8 % – zu einer Zeit, in der die Angebotskapazitäten der Wirtschaft noch immer stark eingeschränkt waren. Nachdem wir im Juli 2022 mit der Anhebung unserer Leitzinsen begonnen hatten, gaben die privaten Haushalte und Unternehmen weniger aus und sparten mehr, wodurch Angebot und Nachfrage wieder in ein besseres Gleichgewicht gebracht wurden.

Doch obwohl der Höhepunkt der Auswirkungen der geldpolitischen Straffung hinter uns liegen dürfte und die realen Einkommen angesichts der rückläufigen Inflation und steigender Löhne anziehen, bleibt das Wachstum verhalten. In den vergangenen 18 Monaten blieb die wirtschaftliche Erholung wiederholt hinter den Erwartungen zurück.

Aggregierte Wachstumszahlen verschleiern jedoch die erhebliche Heterogenität zwischen den Volkswirtschaften des Euroraums. Seit Beginn des Zinsanstiegs hat sich das Wachstum zunehmend unterschiedlich entwickelt (Folie 2).

In einigen Mitgliedstaaten wie Malta, Spanien und Portugal ist die Wirtschaftsleistung merklich gestiegen. So wuchs das reale BIP Maltas seit 2022 durchschnittlich um 6 % pro Jahr, in Spanien und Portugal waren es fast 4 %.

Tatsächlich geht die seit Beginn der Leitzinsanhebung schwache Wachstumsdynamik im Euroraum zu einem großen Teil auf eine kleine Zahl von Ländern zurück, darunter Deutschland, Finnland und Estland.

Würde man beispielsweise das Wachstum im Euroraum ohne Deutschland betrachten, so wäre die Konjunktur bemerkenswert robust gewesen – trotz der stärksten geldpolitischen Straffung seit Jahrzehnten und eines Krieges vor den Toren der EU. Nur wenige entwickelte Volkswirtschaften sind in diesem Zeitraum schneller gewachsen, insbesondere die Vereinigten Staaten (Folie 3).

Geldpolitik ist vermutlich nicht der Haupttreiber der Heterogenität

Die Geldpolitik dürfte einer der Faktoren gewesen sein, die zur Heterogenität im Euroraum beigetragen haben. Eine Wirtschaft wie die deutsche, deren Herzstück eine starke Industrie ist, dürfte empfindlicher auf Zinsänderungen reagieren als stärker dienstleistungsorientierte Volkswirtschaften.

Drei Beobachtungen legen jedoch nahe, dass die Geldpolitik wahrscheinlich nicht der Haupttreiber der Heterogenität ist.

Erstens setzte die Stagnation der deutschen Produktion lange vor dem Anstieg der Zinsen ein. Ende 2021 lag das reale BIP in Deutschland lediglich 1 % höher als vier Jahre zuvor. Der Euroraum ohne Deutschland verzeichnete in demselben Zeitraum einen Anstieg um 4,9 % und die Vereinigten Staaten sogar um 10 %.

Das heißt, die Wachstumslücke vergrößerte sich schon lange, bevor wir begannen die Geldpolitik zu straffen.

Zweitens beobachten wir eine erhebliche Heterogenität selbst in Wirtschaftsbereichen, die stärker auf Zinsänderungen reagieren. In Deutschland liegt die Industrieproduktion (ohne Baugewerbe) heute 10 % niedriger als vor Beginn des Anstiegs der Marktzinsen Ende 2021 – ein weit stärkerer Rückgang als in den meisten anderen Volkswirtschaften (Folie 4, links).

Noch deutlicher wird dieser Kontrast, wenn man die Produktion von Investitionsgütern betrachtet, die in der Regel am stärksten auf Zinsänderungen reagiert.

In den vergangenen zweieinhalb Jahren verlangsamte sich die Investitionsgüterproduktion in Deutschland früher, und der Rückgang war ausgeprägter als in anderen großen Volkswirtschaften des Euroraums. Heute liegt die Investitionsgüterproduktion in Deutschland 3 % niedriger als Ende 2021. In den Niederlanden liegt sie hingegen fast 17 % höher (Folie 4, rechts).

Drittens haben die privaten Haushalte in Deutschland bislang unter dem Strich vom Anstieg der Zinsen profitiert.

Seit Ende 2021 ist ihr Nettozinseinkommen kräftig gestiegen, da sie ihre Ersparnisse in höher verzinste Termineinlagen umgeschichtet haben. Die Zinsen für festverzinsliche Immobilienkredite mit langer Laufzeit blieben niedrig (Folie 5).

In Spanien sind hingegen variabel verzinsliche Immobilienkredite üblich. Dies hat zu einem spürbaren Anstieg der Zinszahlungen geführt, der den Einkommenszuwachs durch höhere Zinsen auf Ersparnisse mehr als ausgeglichen hat.

Die Transmission der Geldpolitik dürfte in Deutschland daher über einige Kanäle – wie den Hypothekenkanal – sogar schwächer und nicht stärker gewesen sein als in anderen Ländern.

Robustes Wachstum im Süden des Euroraums

Um die Hauptursachen der Heterogenität zu verstehen, muss man sowohl diejenigen Länder betrachten, die schneller gewachsen sind, als bei einer restriktiven Geldpolitik zu erwarten gewesen wäre, als auch jene, die hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.

Lassen Sie mich zunächst auf die dynamischeren Regionen des Euroraums eingehen.

In vielen Fällen spielte der Außenhandel eine wichtige Rolle. In Spanien beispielsweise trugen die Nettoexporte in den letzten zweieinhalb Jahren jedes Quartal durchschnittlich rund 0,4 Prozentpunkte zum Wachstum bei.

Dies ist ein beachtlicher Anstieg im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie (Folie 6, links). Das gleiche Muster ist in Italien und Portugal zu beobachten.

Die kräftige Erholung des Tourismus nach der Pandemie war ein zentraler Faktor für den Anstieg der Exporte in diesen Volkswirtschaften. Doch der Handel ist nicht die einzige Ursache.

Ebenso wichtig waren die Entwicklungen am Arbeitsmarkt. Griechenland sticht in dieser Hinsicht am deutlichsten hervor. Dort sank die Arbeitslosenquote von 13,7 % Anfang 2022 auf 9,9 % im Juli dieses Jahres auf den niedrigsten Stand seit der globalen Finanzkrise (Folie 6, rechts).

Ähnlich positive Entwicklungen sind im gesamten Süden des Euroraums zu beobachten. So ist beispielsweise in Italien die Zahl der Erwerbstätigen seit 2022 um über eine Million gestiegen, was die Konsumausgaben der privaten Haushalte sowie das Vertrauen gestützt hat.

Schließlich blieb die Finanzpolitik in einigen Ländern expansiver als in anderen. In Italien betrug das Haushaltsdefizit im vergangenen Jahr 7,2 %, verglichen mit 2,6 % in Deutschland.

Die im Rahmen des „Next Generation EU“-Programms zugewiesenen Mittel gaben dem Wachstum und der Beschäftigung zusätzlichen Antrieb. In den Jahren 2022 und 2023 gingen 37 % der Finanzmittel an die fünf am schnellsten wachsenden Länder, obwohl deren Anteil an der Wirtschaft des Euroraums nur 13 % ausmacht.

Insgesamt wurden also die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik in weiten Teilen des Euroraums durch eine lockere Finanzpolitik und eine Verschiebung der Konsumausgaben hin zu den Dienstleistungen abgeschwächt. Darüber hinaus gelang es einigen dieser Volkswirtschaften seit der europäischen Staatschuldenkrise, durch Strukturreformen widerstandsfähiger zu werden, was ihr überdurchschnittliches Abschneiden mit erklären kann.

Zwar werden einige Länder ihre Staatsausgaben an die neuen europäischen Fiskalregeln anpassen müssen, allerdings dürfte die schrittweise Lockerung der restriktiven Geldpolitik seit Juni dieses Jahres im Zusammenspiel mit dem anhaltenden Anstieg der realen Einkommen das Wachstum auf mittlere Sicht unterstützen.

Strukturelle Probleme in exportorientierten Ländern

Die allmähliche Rückführung der geldpolitischen Straffung wird das Wachstum auch in denjenigen Teilen des Euroraums unterstützen, deren Wirtschaft in den letzten Jahren stagniert hat. Die Bautätigkeit ist beispielsweise seit 2022 in Finnland um 12 % und in Deutschland um fast 7 % zurückgegangen.

Gestiegene Kosten für Material und Rohstoffe haben spürbar zur Dämpfung der Bautätigkeit beigetragen, doch der jüngste Rückgang der Hypothekenzinsen hat die Nachfrage am Häusermarkt bereits wieder etwas angekurbelt.

Ein weniger restriktiver geldpolitischer Kurs kann dazu beitragen, die Gefahr einer Übertragung der schwachen Wachstumsentwicklung von den Kernländern auf die Peripherie zu verringern. Allerdings ist die Geldpolitik kein Allheilmittel.

Insbesondere Deutschland steht derzeit vor großen Herausforderungen, die sich nicht allein durch niedrigere Zinsen lösen lassen. Sein Wirtschaftsmodell beruht auf exportgetriebenem Wachstum mit Schwerpunkt auf dem High-end-Segment der traditionellen Fertigungsindustrien.

Von 2000 bis 2015 wandelte sich die deutsche Leistungsbilanz von einem Defizit von 1,8 % des BIP in einen Überschuss von 8,6 % – ein beispielloser Anstieg unter den entwickelten Volkswirtschaften (Folie 7, links). Fast ein Drittel des Wachstums war in dieser Zeit auf Nettoexporte zurückzuführen.

Seit 2016 tragen diese jedoch im Schnitt nicht mehr zum Wachstum bei, und Deutschland verlor in besorgniserregendem Tempo Marktanteile im Export (Folie 7, rechts). Da gleichzeitig die inländische Nachfrage nicht anzog, wuchs die deutsche Wirtschaft in diesem Zeitraum im Schnitt nur um 1 % pro Jahr.

Natürlich muss dies im Kontext der Schocks der letzten Jahre gesehen werden. Deutschlands Wachstum war trotz der gewaltigen Energiekrise besser als befürchtet. Die schnelle Reduktion des Gasverbrauchs und der rasche Wechsel zu alternativen Energiequellen als Reaktion auf den plötzlichen Verlust des Zugangs zu russischem Gas haben die Anpassungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft unter Beweis gestellt.[2]

Und dennoch steht Deutschland vor tiefgreifenden Herausforderungen.

Tatsächlich sind die Risiken einer Strategie, die primär auf Exporte als Wachstumsquelle setzt, seit langem bekannt.

In den beiden Jahrzehnten bis zur Pandemie profitierten Exporteure im Euroraum – und insbesondere deutsche Unternehmen – vom außergewöhnlich starken Wachstum einiger wichtiger Märkte, insbesondere China, wo der Immobilienboom die Nachfrage nach Exportgütern des Euroraums ankurbelte, vor allem nach Investitionsgütern.[3]

Eine Analyse von EZB-Mitarbeitern zeigt, dass die Unternehmen im Euroraum ohne diese geografischen und sektoralen Effekte deutlich schneller Exportmarktanteile verloren hätten. Denn nur durch diese konnte der gleichzeitige Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit aufgrund höherer Energie- und Arbeitskosten sowie des schwächeren Produktivitätswachstums weitgehend ausgeglichen werden (Folie 8, Grafik a).

Seit der Pandemie überwiegen jedoch die Wettbewerbseffekte, da die Sonderfaktoren wegfielen, die den Exporten des Euroraums zuvor Auftrieb verliehen hatten, was den merklichen Einbruch der Exportmarktanteile erklärt (Folie 8, Grafik b).[4]

Exportgetriebenes Wachstumsmodell muss wohl angepasst werden

Die Exportschwäche dürfte zum Teil konjunkturell bedingt sein und die verzögerten Auswirkungen der globalen geldpolitischen Straffung sowie die Schwäche der chinesischen Wirtschaft widerspiegeln.

Aber es sprechen drei Gründe dafür, dass das exportgetriebene Wachstumsmodell aus der Zeit vor der Pandemie mit länger anhaltenden Herausforderungen zu kämpfen hat und Anpassungen erfordert.

Erstens verändert sich das Wesen der Globalisierung. Die geoökonomische Fragmentierung verschärft sich, und es kommen weltweit immer neue Handelsbeschränkungen hinzu, gerade bei kritischen Rohstoffen, deren Produktion sich häufig in einigen wenigen Ländern konzentriert.

Die Zeiten, in denen die Globalisierung Handel und Wachstum beflügelte, könnten also vorbei sein. Es gibt Hinweise darauf, dass die Geopolitik den Handel zunehmend behindert und dass Unternehmen verstärkt versuchen, ihre Versorgung mit strategischen Gütern zu diversifizieren, indem sie diese von Herstellern aus ihnen geopolitisch nahestehenden Ländern beziehen.[5]

Da die Unternehmen im Euroraum stärker in globale Wertschöpfungsketten eingebunden sind als viele ihrer Wettbewerber, könnte die Fragmentierung die Wirtschaft des Euroraums stärker beeinträchtigen als andere.[6]

Zweitens war der Energiepreisschock ein wesentlicher Treiber für den Rückgang der Marktanteile im Euroraum.

Anders als bei früheren Ölpreisschocks, die Unternehmen weltweit betrafen, kam es infolge der russischen Invasion der Ukraine und dem drastischen Anstieg der Gaspreise im Euroraum zu einem gewaltigen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, da die Inputkosten der heimischen Exporteure im Vergleich zu denen ihrer Wettbewerber spürbar anzogen.

Infolgedessen brachen die Exporte energieintensiver Sektoren ein, was nahezu den gesamten Rückgang der Gesamtexporte im Jahr 2023 erklärt (Folie 9, links).[7]

Laut einer Analyse von EZB-Mitarbeitern verloren Unternehmen im Euroraum auf dem Höhepunkt der europäischen Gaskrise durchschnittlich 7 % ihrer Exportmarktanteile, in energieintensiven Industrien tätige Firmen sogar mehr als 15 % (Folie 9, rechts).

Auch wenn die Energiekosten von ihrem Höchststand inzwischen wieder gefallen sind, sind sie nach wie vor fast viermal so hoch wie in den Vereinigten Staaten (Folie 10, links). Die Energiekosten dürften die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Euroraums also weiter belasten.

Drittens verändert sich die Wettbewerbssituation.

Vor zwei Jahrzehnten spezialisierten sich chinesische Firmen hauptsächlich auf die Herstellung von Waren mit geringem Wert – wie Kleidung, Schuhe oder Kunststoff. Heute baut China zunehmend große Produktionskapazitäten in Industrien mit hoher Wertschöpfung auf, etwa im Automobilbereich und im Bau von Spezialmaschinen.

Chinas Aufstieg in der Wertschöpfungskette dämpft nicht nur direkt die Nachfrage nach Gütern aus dem Euroraum, sondern er macht China auch zu einem starken Wettbewerber in Drittmärkten.

Besonders sichtbar ist dies in Deutschland und Italien. Dort ist die Zahl der Sektoren in den letzten 20 Jahren stetig gestiegen, in denen diese beiden Volkswirtschaften und China einen offenbarten komparativen Vorteil besitzen – das heißt, sie exportieren mehr in diesen Sektoren als der globale Durchschnitt (Folie 10, rechts).

Unternehmen aus China und den Euro-Ländern konkurrieren also immer mehr um ähnliche Exportmärkte. Die deutliche Verbesserung von Chinas preislicher Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Euroraum spiegelt sich daher in den Exportzahlen der Firmen im Euroraum wider.

Seit 2021 entfällt die gesamte Aufwertung des realen effektiven Wechselkurses des Euro auf Basis der Erzeugerpreise auf China (Folie 11, links). Während die Erzeugerpreise im Euroraum merklich gestiegen sind, blieben jene der chinesischen Konkurrenz in den letzten vier Jahren bemerkenswert stabil (Folie 11, rechts).

Dies ist einerseits eine Folge umfangreicher staatlicher Subventionen, die in China deutlich höher sind als in den meisten anderen entwickelten Volkswirtschaften und großen Schwellenländern (Folie 12, links).[8]

Andererseits drücken steigende Überkapazitäten die chinesischen Exportpreise.[9] Die Automobilindustrie ist hierfür ein gutes Beispiel. Zur Steigerung seiner Exportkapazitäten investiert China bereits im Vorfeld massiv in Produktion und Transport.

Neubestellungen von Schiffen dürften die Anzahl der zum Export verfügbaren Elektrofahrzeuge bis 2026 jährlich um 1,7 Millionen Einheiten erhöhen (Folie 12, rechts). Im Vergleich dazu belief sich der Absatz an Elektrofahrzeugen in allen EU-Ländern zusammen im Jahr 2023 auf 2,5 Millionen Elektrofahrzeuge.

Notwendigkeit einer Reformagenda mit Fokus auf Innovation und Unternehmertum

Europa, und insbesondere Deutschland, muss sich an dieses neue Umfeld anpassen. In einer Zeit, in der die globalen Wirtschaftsbeziehungen unsicherer werden, muss Europa seine Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen, um den Lebensstandard seiner Bevölkerung zu sichern und seine sozialen Werte zu schützen.

Frühere Bemühungen, Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen, warfen Probleme auf. So gingen Maßnahmen zur Lohnkostensenkung oftmals mit erheblichen wirtschaftlichen Härten und sozialen Kosten einher.

Heute muss der Schwerpunkt anders gesetzt werden. Europa sollte Innovation und Unternehmertum in den Mittelpunkt seiner Agenda stellen.

In seinem Bericht legt Mario Draghi eine offene und schonungslose Bestandsaufnahme der Wirtschaftslage des Euroraums vor und macht viele hilfreiche Vorschläge.[10]

Einige dieser Vorschläge werden vermutlich nicht auf breite Unterstützung bei der politischen Führung stoßen. Es wäre aber falsch, den Bericht auf die Forderung nach einer verstärkten gemeinsamen Schuldenaufnahme zu reduzieren, die ohnehin erst nach einer Evaluierung der Erfahrungen mit der Aufbau- und Resilienzfazilität diskutiert werden sollte.

Tatsächlich erfordern viele Reformen, die die europäische Wettbewerbsfähigkeit stärken könnten, weder erhebliche Vorabinvestitionen noch eine Änderung des EU-Vertrags.

Lassen Sie mich drei Bereiche hervorheben, die meiner Meinung nach am vielversprechendsten sind.

Schaffung eines europäischen Silicon Valley

Erstens müssen die Gründung und das Wachstum innovativer Start-up-Unternehmen in Europa vereinfacht werden.

Seit dem Jahr 2000 ist die Produktivität je geleistete Arbeitsstunde im Euroraum im Schnitt nur um 0,8 % pro Jahr gestiegen, was lediglich der Hälfte des Wachstums in den Vereinigten Staaten entspricht (Folie 13). Eine der Hauptgründe ist, dass europäische Unternehmen es versäumt haben, die Effizienzgewinne aus Informations- und Kommunikationstechnologien zu nutzen.[11]

Europa mangelt es nicht an Innovationspotenzial. Aber sein regulatorischer Rahmen und das Fehlen tiefer Kapitalmärkte machen es jungen Unternehmen schwer zu wachsen.

In den letzten zehn Jahren konnten europäische Start-up-Unternehmen Mittel in Höhe von gerade einmal 0,3 % des BIP über Risikokapitalinvestitionen aufnehmen – weniger als ein Drittel dessen, was Start-ups in den Vereinigten Staaten an Kapital einsammelten.[12] Banken haben keine hinreichende Risikotragfähigkeit, um diese Lücke zu füllen. Das gilt selbst dann, wenn es gelänge, Verbriefungen im Euroraum wiederzubeleben.

Aufgrund des Mangels an Risikokapital in Europa verlagern viele vielversprechende Start-ups ihre Aktivitäten ins Ausland. Im Jahr 2022 stammten in den Vereinigten Staaten 58 Gründer von „Unicorns“ – das sind Start-ups mit einer Marktbewertung von über 1 Milliarde US-Dollar – gebürtig aus dem Euroraum.

Will Europa dieses Potenzial bewahren, müssen Private-Equity-Investitionen attraktiver werden, beispielsweise dadurch, dass Fremdkapital gegenüber Eigenkapital nicht mehr steuerlich bevorzugt wird.

Eine bessere Mobilisierung von Kapital ist eine Möglichkeit, Innovation zu fördern. Ebenso wichtig sind die Stärkung des Binnenmarkts, die Förderung des Wettbewerbs und der Abbau von Bürokratie.

Aufgrund unterschiedlicher Vorschriften und Rechtssysteme bleibt die europäische Wirtschaft entlang nationaler Grenzen segmentiert. Dies erschwert es jungen Unternehmen, die notwendige Größe zu erreichen und Innovationscluster zu bilden, sodass neue Ideen und Technologien sich schneller verbreiten und die Unternehmen in einem Umfeld bestehen können, in dem sich der Marktführer den Löwenanteil sichert.

Der Binnenmarkt ist Europas effektivstes Mittel, um Skaleneffekte zu mobilisieren und die Schaffung eines europäischen Silicon Valley zu ermöglichen. Allerdings bleibt das Ausmaß der europäischen Integration enttäuschend gering – insbesondere im Dienstleistungssektor, der etwa 67 % des BIP der EU ausmacht. Innerhalb der EU entspricht der Handel mit Dienstleistungen nur etwa 15 % des BIP, der Warenhandel hingegen fast 50 %.

Dies spiegelt in erheblichem Maße regulatorische und administrative Hürden wider, die die Geschäftstätigkeit im Euroraum erschweren, den Wettbewerb bremsen und somit Innovationen hemmen.

Grüne Innovationen als Wachstumsmotor

Zweitens muss Europa die grüne Transformation nutzen.

Es führt kein Weg daran vorbei, die europäischen Volkswirtschaften nachhaltiger zu machen. Wetterbedingte Katastrophen werden häufiger, und ihr Schweregrad nimmt zu. Dies erfordert dringende Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Anpassung an die ständig wachsenden Folgen des Klimawandels.

Die grüne Wende ist mit Kosten für die Gesellschaft verbunden. Am schmerzhaftesten sind Veränderungen der relativen Preise häufig für diejenigen, die es sich am wenigsten leisten können. Aber die grüne Wende bietet auch wirtschaftliche Chancen, insbesondere für den „First mover“.

Dies ist im Sinne der Porter-Hypothese, die besagt, dass umweltpolitische Maßnahmen wichtige Triebfedern von Innovation sein können.[13] Obwohl Porters Hypothese nicht unumstritten ist, gibt es viel unterstützende Evidenz.

Nehmen Sie die Automobilindustrie als Beispiel.

In den vergangenen Jahren haben die Automobilhersteller aus dem Euroraum Marktanteile im Export eingebüßt (Folie 14, links). Diese Verluste beschränkten sich allerdings weitgehend auf das Segment der Verbrennungsmotoren. Bei den Elektrofahrzeugen konnten Unternehmen aus dem Euroraum deutlich zulegen, nicht zuletzt, weil sie früh mit der Entwicklung hybrider Technologien begonnen hatten.

Diese Zuwächse wurden durch beträchtliche Investitionen in Forschung und Entwicklung ermöglicht. Laut den neuesten Daten waren die Automobilhersteller im Euroraum in Bezug auf Investitionen in Forschung und Entwicklung im Jahr 2022 weiterhin Weltspitze: Sie investierten doppelt so viel wie ihre Wettbewerber aus den Vereinigten Staaten und China.

Die grüne Industrie, darunter die Produktion von emissionsarmen Kraftfahrzeugen, ist der einzige innovative Sektor, in dem die EU im Hinblick auf die Anzahl von Patenten derzeit führend ist (Folie 14, rechts).

Aufgrund dieser technologischen Führungsrolle konnten die Unternehmen des Euroraums ihre Exportpreise für Kraftfahrzeuge stärker erhöhen als Hersteller aus anderen Ländern, wobei sie von einer relativ preisunelastischen Nachfrage profitierten (Folie 15, links).[14] Infolgedessen war die Bruttowertschöpfung in der Regel robuster als die Industrieproduktion, da sich die Unternehmen auf Aktivitäten mit höheren Gewinnmargen fokussierten (Folie 15, rechts).

Europa hat also mehr investiert als andere Länder, um eine Vorreiterrolle bei der grünen Transformation einzunehmen. Jetzt ist nicht die Zeit, einen Rückzieher zu machen. Europa muss weiterhin in grüne Technologien und Innovationen investieren, um die grüne Transformation zu einem Wachstumsmotor zu machen.

Je schneller Europa seinen Energieverbrauch dekarbonisiert, desto schneller wird es seine Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten verringern und seine preisliche Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen, da die Grenzkosten erneuerbarer Energien praktisch bei null liegen. Dies ist umso wichtiger in Zeiten der Revolution der Künstlichen Intelligenz (KI), die die Nachfrage nach Energie beträchtlich steigern wird.

Gleichzeitig könnte die Erschließung neuer Energiequellen wie Wasserstoff eine Übergangsphase notwendig machen, in der nicht der gesamte Wasserstoff aus erneuerbaren Energien erzeugt werden kann.

Die grüne Wende erfordert sowohl private als auch öffentliche Investitionen. Um diesen Prozess voranzutreiben, könnte eine missionsorientierte Industriepolitik hilfreich sein, die sich strategisch darauf konzentriert, die grüne Transformation durch koordinierte Anstrengungen zu erreichen, und dadurch Unsicherheit verringert.[15]

So hat beispielsweise Frankreich vergangenes Jahr neue Kriterien für die Gewährung von Subventionen zum Kauf von Elektrofahrzeugen eingeführt, die durchgängig nachhaltige Lieferketten begünstigen. Da die chinesische Elektrofahrzeugindustrie stark auf Strom aus Kohleenergie angewiesen ist, begünstigen diese Kriterien implizit die europäische Produktion.[16]

Umfangreiche private und öffentliche Investitionen werden ebenso für den Ausbau des europäischen Stromnetzes und zum Aufbau neuer Infrastrukturen benötigt, beispielsweise für Pipelines oder Tankstellennetze für Wasserstoff. Solche Investitionen müssen bald erfolgen, wenn Europa in neuen Technologien führend sein will.

Der Umfang dieser Investitionen könnte neue Finanzierungsideen erfordern. Oft sind diese Investitionen so kostenintensiv und mit so großen Unsicherheiten über ihre künftigen Erträge behaftet, dass die Gewinnschwelle womöglich nicht innerhalb konventioneller Investitionshorizonte erreicht wird.

Daher können Unternehmen diese Risiken in manchen Fällen nicht allein stemmen. Dann können Public-private-Partnerships eine gangbare Option sein, um externe Effekte des Klimawandels zu internalisieren. In einigen Fällen könnte die Gewährung staatlicher Garantien eine Möglichkeit sein, private Firmen dazu zu animieren, in grüne Infrastruktur und Technologien zu investieren.

Höhere Erwerbsbeteiligung und Zuwanderung sind angesichts des Arbeitskräftemangels unverzichtbar

Drittens muss Europa dem Arbeitskräftemangel entgegenwirken.

Eine höhere Lebenserwartung und sinkende Geburtenraten werden zu einem starken Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung im Euroraum und zu einem signifikanten Anstieg des Altenquotienten führen. Am besorgniserregendsten ist diese Entwicklung in Italien: Dort dürfte der Anteil der 15- bis 64-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von heute etwa 63 % auf 55 % im Jahr 2050 sinken (Folie 16, links).

In den vergangenen zehn Jahren wurde dieses Problem teilweise durch Zuwanderung abgemildert. Aber nun erreichen die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter, während die Zuwanderung vermutlich eher abnimmt. Dies dürfte das Wachstum bremsen.

Laut einer aktuellen Studie dürfte das jährliche Pro-Kopf-Wachstum aufgrund des demografischen Wandels in den nächsten 20 Jahren in Italien um mehr als einen Prozentpunkt zurückgehen und in Deutschland um 0,8 Prozentpunkte.[17]

Dies geschieht in einer Zeit, in der bereits ein erheblicher Anteil der Unternehmen im Euroraum über akuten Arbeitskräftemangel klagt, der ihre Geschäftstätigkeit einschränkt (Folie 16, rechts). Obwohl er in letzter Zeit leicht gesunken ist, war dieser Anteil nie höher als in den letzten Jahren.

Der Arbeitskräftemangel betrifft die gesamte Gesellschaft. In vielen Ländern bleiben Tausende von Lehrerstellen unbesetzt, insbesondere in den MINT-Fächern. In Krankenhäusern und Pflegeheimen herrscht chronischer Personalmangel.

Und überall suchen spezialisierte Unternehmen händeringend nach Fachkräften. Dieser Personalmangel dürfte sich mit dem fortschreitenden demografischen Wandel massiv verschärfen und kann nicht allein durch steigende Produktivität ausgeglichen werden.

Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, sind vier Maßnahmen erforderlich.

Erstens sollte die Erwerbsbeteiligung weiter erhöht werden. Hier sind in den vergangenen Jahrzehnten bereits erhebliche Fortschritte erzielt worden, insbesondere im Hinblick auf die Erwerbstätigkeit von Frauen und älteren Menschen. Doch die Erwerbsbeteiligung im Euroraum bleibt nach wie vor hinter derjenigen in einigen anderen entwickelten Volkswirtschaften zurück.

Zweitens muss die Ressourcenallokation effizienter werden. Ein erheblicher Teil des Beschäftigungswachstums der vergangenen Jahre entfiel auf den öffentlichen Sektor.[18] Vor allem die Gesundheitskrise hat einige dieser Entwicklungen notwendig gemacht. Doch je größer der öffentliche Sektor wird, desto weniger Humankapital steht den privaten Unternehmen für den Ausbau ihrer Geschäftstätigkeit zur Verfügung.

Drittens muss Europa die Bildung stärken. In vielen Ländern des Euroraums hat ein erheblicher Anteil der Erwachsenen – in einigen Fällen mehr als ein Drittel – keinen sekundären Schulabschluss. Eine Stärkung der Bildung ermöglicht es nicht nur, die Vorteile neuer Technologien auszuschöpfen. Sie kann auch den demografischen Problemen entgegenwirken, denn ein höheres Bildungsniveau führt in der Regel zu mehr Erwerbsbeteiligung.[19]

Schließlich muss Europa Arbeitskräfte aus dem Ausland gewinnen. Es müssen Lösungen gefunden werden, wie gesellschaftliche Akzeptanz für Zuwanderung geschaffen und die Arbeitnehmermobilität im Euroraum gefördert werden können.

Fazit

Lassen Sie mich nun zum Schluss kommen.

In den vergangenen Jahren ist das Wachstum im Euroraum zunehmend ungleichmäßig geworden. Die Geldpolitik dürfte zu dieser Heterogenität zwar beigetragen haben, aber sie war nicht der Haupttreiber. Stattdessen bremsen strukturelle Herausforderungen das Wachstum in einigen Ländern stärker als in anderen.

Wir können die Wachstumsabschwächung nicht ignorieren. Angesichts einer nachlassenden Arbeitsnachfrage und weiteren Fortschritten bei der Disinflation wird ein nachhaltiger Rückgang der Inflation auf unser Ziel von 2 % in angemessener Zeit wahrscheinlicher, auch wenn die Dienstleistungsinflation nach wie vor hoch bleibt und die Löhne kräftig wachsen.

Aber die strukturellen Probleme kann die Geldpolitik nicht lösen.

Die europäischen Regierungen tragen eine historische Verantwortung, die aktuellen Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. Europa hat in der Vergangenheit gezeigt, dass es sich anpassen und erholen kann, wenn es mit widrigen Umständen konfrontiert wird.

Um der Stagnation zu entkommen, sind entschlossene Maßnahmen sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene erforderlich. Wir müssen Innovation und Unternehmertum in den Vordergrund stellen, indem Wettbewerb und Unternehmensdynamik gefördert werden.

Dies bedeutet, den Binnenmarkt zu stärken, den Zugang zu privatem Beteiligungskapital zu verbessern und übermäßigen Bürokratieaufwand abzubauen. Es bedeutet, die grüne Transformation zu nutzen, um Innovationen voranzutreiben und preisliche Wettbewerbsfähigkeit wiederzuerlangen. Und es bedeutet, Maßnahmen zu ergreifen, die die Anreize für die Teilnahme am Arbeitsmarkt verbessern und durch Zuwanderung und Bildung qualifizierte Arbeitskräfte sichern.

Auf diese Weise können wir den Euroraum stärker machen.

Vielen Dank.

Ein Auszug der Walter-Eucken-Vorlesung wurde als Gastbeitrag mit dem Titel „Der Weg aus der Stagnation“ am 7. Oktober 2024 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht.

  1. Siehe EZB, Global value chains and the pandemic: the impact of supply bottlenecks, Wirtschaftsbericht, Ausgabe 2/2023; L. Emter et al., The energy shock, price competitiveness and euro area export performance, Wirtschaftsbericht, Ausgabe 3/2024; R.A. De Santis (2024), “Supply Chain Disruption and Energy Supply Shocks: Impact on Euro Area Output and Prices”, International Journal of Central Banking, 20 (2): 193-236, 2024.

  2. Siehe Bachmann et al. (2024), “What if? The Economic Effects for Germany of a Stop of Energy Imports from Russia”, Economica, Vol. 91, Issue 364: 1157-1200.

  3. Siehe auch M. Fidora und V. Gunnella, Past and future challenges for the external competitiveness of the euro area, Wirtschaftsbericht, Ausgabe 6/2024, EZB.

  4. Siehe beispielsweise IWF, Global Trade and Value Chains during the Pandemic World Economic Outlook, Kapitel 4, April 2022; und F. Huang, Winning Export Market Share despite the COVID-19 Crisis, Allianz Research, Oktober 2020.

  5. Siehe EZB, How geopolitics is changing trade, Wirtschaftsbericht, Ausgabe 2/2024.

  6. Siehe M. Attinasi et al., Friend-shoring global value chains: a model-based assessment, Wirtschaftsbericht, Ausgabe 2/2023, EZB.

  7. Weitere Informationen zu den Auswirkungen hoher Energiekosten auf die Produktion finden sich in EZB, How have higher energy prices affected industrial production and imports?, Wirtschaftsbericht, Ausgabe 1/2023.

  8. Die Erfahrungen mit der Photovoltaikbranche zu Beginn des Jahrtausends verdeutlichen, welche Kostenvorteile dank hoher Subventionen möglich sind. Damals begann China damit, seine Photovoltaikindustrie großzügig zu subventionieren. So konnte es seine Exportmarktanteile massiv ausbauen und Hersteller aus Europa und den Vereinigten Staaten vom Markt verdrängen.

  9. Aufgrund beträchtlicher staatlicher Anlageinvestitionen haben sich in China vor dem Hintergrund einer verhaltenen Inlandsnachfrage Überkapazitäten aufgebaut. Da die Produktion schneller wächst als der Absatz, füllen sich in allen Branchen die Lagerhallen. Siehe A. Al-Haschimi und T. Spital, The evolution of China’s growth model: challenges and long-term growth prospects, Wirtschaftsbericht, Ausgabe 5/2024, EZB. Auch die jüngsten Umfrageergebnisse weisen in eine ähnliche Richtung. Bei einer Umfrage der Europäischen Handelskammer in China gab mehr als ein Drittel der Teilnehmenden an, dass in ihrer Branche Überkapazitäten bestehen. Als Hauptgrund nannten sie Überinvestitionen. Siehe Handelskammer der Europäischen Union in China, Business Confidence Survey, 10. Mai 2024.

  10. M. Draghi, The future of European competitiveness, September 2024.

  11. I. Schnabel, From laggard to leader? Closing the euro area’s technology gap, Vortrag zur Eröffnung des EMU Lab beim European University Institute, Florenz, 16. Februar 2024.

  12. N.G. Arnold et al., Stepping Up Venture Capital to Finance Innovation in Europe, IMF Working Paper, Nr. 2024/146.

  13. Siehe M.E. Porter, America’s Green Strategy, Scientific American, Nr.  264(4), S. 168, 1991; M. Porter und C. van der Linde, Toward a New Conception of the Environment-Competitiveness Relationship, 1995, Journal of Economic Perspectives, Bd. 9 (4), S. 97-118; Y. Rubashkina et al., Environmental regulation and competitiveness: Empirical evidence on the Porter Hypothesis from European manufacturing sectors, Energy Policy, Bd. 83, S. 288-300, 2015; und G. van Leeuwen und P. Mohnen, Revisiting the Porter hypothesis: an empirical analysis of Green innovation for the Netherlands, Economics of Innovation and New Technology, Bd. 26:1-2, S. 63-77, 2017.

  14. Analysen der EZB zufolge reagieren die aus dem Euroraum exportierten Modelle weniger stark auf Änderungen der Pkw-Preise als die exportierten Modelle anderer großer internationaler Hersteller (Japan, Vereinigte Staaten und Korea) und deutlich weniger als die aus China.

  15. Siehe auch M. Mazzucato, Mission-oriented innovation policies: challenges and opportunities, Industrial and Corporate Change, Bd. 27, Ausgabe 5, S. 803-815, 2018.

  16. Siehe ACEA, EU ETS: Auto manufacturers welcome inclusion of road transport to grant fair competition, 22. Juni 2022. Auch die staatliche Unterstützung zur Förderung von Investitionen in die Herstellung strategischer Ausrüstung trägt sichtbar Früchte. Bis 2025 dürfte Deutschland bei der Herstellung von Mega-Batterien für Pkw unabhängig sein, mittlerweile produziert es 12 % des Weltangebots, vor zwei Jahren noch weniger als 2 %. Siehe Internationale Energieagentur, Global EV Outlook 2023, 2023.

  17. T.F. Cooley et al., Demographic obstacles to European growth, European Economic Review, Bd. 169, 2024.

  18. Siehe auch A. Consolo und A. Dias da Silva, The role of public employment during the COVID-19 crisis, Wirtschaftsbericht, Ausgabe 6/2022, EZB.

  19. Rund 80 % der Menschen mit mindestens Bachelor- oder Masterabschluss sind erwerbstätig. Bei Personen, die keine weiterführende Schule abgeschlossen oder keinen vergleichbaren Abschluss gemacht haben, sind es weniger als 50 %. Siehe C. Berson und V. Botelho, Record labour participation: workforce gets older, better educated and more female, Der EZB-Blog, 8. November 2023.

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2 October 2024