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Die allmähliche Erholung der Wirtschaft des Euroraums dürfte sich in den kommenden Jahren in einem Umfeld erheblicher geopolitischer und politischer Unsicherheit fortsetzen. Das Wachstum hat im Jahresverlauf 2024 in moderatem Tempo wieder angezogen. Aktuelle Indikatoren lassen jedoch darauf schließen, dass es sich auf kurze Sicht abschwächt und das weiterhin gedämpfte Verbrauchervertrauen und die hohe Unsicherheit die Sparanreize für private Haushalte verstärken. Die Voraussetzungen dafür, dass das Wirtschaftswachstum wieder Fahrt aufnimmt, sind aber dennoch gegeben. So dürften insbesondere die steigenden Reallöhne und die wachsende Beschäftigung vor dem Hintergrund robuster Arbeitsmärkte eine Erholung begünstigen. Der Konsum dürfte hierfür eine der Haupttriebfedern sein. Die Binnennachfrage sollte auch durch eine Lockerung der Finanzierungsbedingungen gestützt werden, die im Einklang mit den Markterwartungen zur künftigen Zinsentwicklung steht. Trotz der großen Unsicherheit wird davon ausgegangen, dass sich die Finanzpolitik insgesamt auf einem Konsolidierungspfad befindet. Die Mittel aus dem Programm „Next Generation EU“ (NGEU) sollten jedoch für Wachstumsimpulse sorgen, bis das Programm 2027 ausläuft. Ausgehend von der Basisannahme, dass die Handelspolitik wichtiger europäischer Handelspartner unverändert bleibt, dürfte sich die Auslandsnachfrage erhöhen und die Exporte des Euroraums stützen. Der Beitrag des Außenhandels zum BIP-Wachstum dürfte daher trotz der bestehenden Herausforderungen im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit weitgehend neutral ausfallen. Die Arbeitslosenquote dürfte weiter auf historische Tiefstände sinken. Einige konjunkturelle Faktoren, die in jüngster Zeit zu Produktivitätseinbußen geführt haben, schwächen sich allmählich ab. Daher dürfte die Produktivität über den Projektionszeitraum hinweg steigen, wenngleich strukturelle Herausforderungen bestehen bleiben. Die durchschnittliche Jahreswachstumsrate des realen BIP wird den Projektionen zufolge 2024 bei 0,7 %, 2025 bei 1,1 % und 2026 bei 1,4 % liegen und sich 2027 auf 1,3 % abschwächen. Die Aussichten für das BIP-Wachstum sind im Vergleich zu den gesamtwirtschaftlichen Projektionen von Fachleuten der EZB vom September 2024 nach unten revidiert worden. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem revidierte Daten zu den Investitionen in der ersten Jahreshälfte 2024, die Erwartung eines schwächeren Exportwachstums im Jahr 2025 und eine geringfügige Abwärtsrevision des projizierten Wachstums der Binnennachfrage im Jahr 2026.[1]

Die HVPI-Gesamtinflation wird den Projektionen zufolge Ende 2024 ansteigen, bevor sie zurückgeht und sich ab dem zweiten Quartal 2025 um das Inflationsziel der EZB von 2 % bewegen wird. Der vorübergehende Inflationsanstieg zu Beginn des Projektionszeitraums dürfte sich hauptsächlich aus Basiseffekten bei der Energiekomponente ergeben. Basierend auf der Annahme sinkender Öl- und Gaspreise wird der Preisauftrieb bei Energie bis zur zweiten Jahreshälfte 2025 voraussichtlich im negativen Bereich bleiben und danach weiter verhalten sein. Eine Ausnahme davon bildet ein leichter Anstieg im Jahr 2027 aufgrund der Einführung neuer Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels. Die Teuerung bei Nahrungsmitteln wird den Projektionen zufolge bis Mitte 2025 zunehmen, was vor allem auf die wieder anziehende Preisdynamik bei unverarbeiteten Nahrungsmitteln zurückzuführen ist. Danach dürfte sie bis 2027 auf durchschnittlich 2,2 % zurückgehen. Es wird erwartet, dass die HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel (HVPIX) Anfang 2025 sinkt, da die indirekten Auswirkungen vorangegangener Energiepreisschocks abklingen, der Arbeitskostendruck nachlässt und die verzögerten Auswirkungen der zurückliegenden geldpolitischen Straffung weiterhin auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Maßgeblich für diese rückläufige Entwicklung wird den Erwartungen zufolge ein Rückgang des bisher recht hartnäckigen Preisauftriebs bei Dienstleistungen sein. Insgesamt dürfte sich die HVPIX-Inflation von 2,9 % im Jahr 2024 auf 1,9 % im Jahr 2027 abschwächen. Das Lohnwachstum wird zunächst auf erhöhtem Niveau bleiben, aber allmählich zurückgehen, da der vom Inflationsausgleich ausgehende Druck nachlässt. Ein schwächeres Wachstum des Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer dürfte zusammen mit einer Erholung des Produktivitätswachstums dazu führen, dass die Lohnstückkosten deutlich langsamer ansteigen. Der inländische Preisdruck wird laut den Projektionen in der Folge nachlassen, wobei die Gewinnmargen zunächst als Puffer für den nach wie vor hohen Arbeitskostendruck wirken, sich über den Projektionszeitraum hinweg aber erholen. Der außenwirtschaftliche Preisdruck sollte insgesamt moderat bleiben. Gegenüber den Projektionen vom September 2024 sind die Aussichten für die HVPI-Gesamtinflation für 2024 und 2025 geringfügig nach unten revidiert worden. Grund sind vor allem unerwartete Abwärtsrevisionen von Daten sowie niedrigere Annahmen für Öl- und Strompreise.

Tabelle 1

Projektionen für das Wachstum und die Inflation im Euroraum

(Veränderung gegenüber Vorjahr in %, Revisionen in Prozentpunkten)

 

 

Dezember 2024

Revisionen ggü. September 2024

2023

2024

2025

2026

2027

2024

2025

2026

Reales BIP

0,5

0,7

1,1

1,4

1,3

-0,1

-0,2

-0,1

HVPI

5,4

2,4

2,1

1,9

2,1

-0,1

-0,1

0,0

HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel

4,9

2,9

2,3

1,9

1,9

0,0

0,0

-0,1

Anmerkung: Die Zahlen für das reale BIP beziehen sich auf die Jahresdurchschnittswerte der saison- und arbeitstäglich bereinigten Daten. Aufgrund von Daten, die erst nach dem Redaktionsschluss der Projektionen veröffentlicht wurden, können historische Daten von den jüngsten Eurostat-Veröffentlichungen abweichen. Die Revisionen wurden auf Basis gerundeter Zahlen berechnet. Die Daten, darunter auch vierteljährliche Daten, können über die Macroeconomic Projection Database auf der Website der EZB heruntergeladen werden.

© Europäische Zentralbank, 2024

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Alle Rechte vorbehalten. Die Anfertigung von Kopien für Ausbildungszwecke und nichtkommerzielle Zwecke ist mit Quellenangabe gestattet.

Informationen zur Fachterminologie finden sich im EZB-Glossar (nur auf Englisch verfügbar).

HTML ISBN 978-92-899-6593-4, ISSN 2529-4652, doi: 10.2866/07218 QB-CF-24-002-DE-Q


  1. Redaktionsschluss für die technischen Annahmen und die Projektionen für die Weltwirtschaft war der 20. November 2024. Die vorliegenden gesamtwirtschaftlichen Projektionen für den Euroraum wurden am 27. November 2024 fertiggestellt.

Annexes
12 December 2024